Unser Start
Vereinsgründung mit Protest-Antrinkete
Der Verein Engelberger Klosterbräu wurde mit einer offiziellen Antrinkete am 29. August 2009 gegründet, am ersten Jahrestag der Übernahme der Luzerner Brauerei Eichhof durch den holländischen Brauerei-Konzern Heineken. Entstanden ist der Verein Engelberger Klosterbräu aus einer Protest-Aktion aus dem Klosterdorf mit einem provokativen Bier-Label, das dank der Überreaktion des Bierriesen weltweit für Schlagzeilen sorgte nach dem Motto „David gegen Goliath". Das edle Amber-Bier floss trotz der Beschlagnahmung des Bierlagers und der Gläser an der Antrikete in Strömen, die Fans genossen die Stimmung. Durch die Zapfhahnen floss das namenlose Bier vom Basler „Onkel", der Brauerei „Unser Bier".
Was im August 2009 mit einem Protest-Bier von aufmüpfigen Aktivisten mit einem weltweiten Medienecho begann, erwies sich ein Jahr später am 1. August 2010 als riesiger Erfolg mit der Lancierung des neuen Biers „Engelberger Klosterbräu – das himmlische Original". Im Kampf David gegen Goliath wehrten sich die Engelberger tapfer gegen den übermächtigen holländischen Bier-Konzern Heineken, der die Innerschweizer Traditionsbrauerei „Eichhof" schluckte. Das „Bier vom Berg der (B)Engel" mit dem verbotenen Namen hat Spuren in den Obwaldner Gerichtsakten und im Klosterdorf hinterlassen.
Lausbuben und ergraute Schelme
Die Übernahme der Luzerner Brauerei „Eichhof" durch den holländischen Bier-Giganten Heineken schockte die Innerschweiz und löste heftige Reaktionen aus. Statt die Faust im Sack zu machen hatten ein paar Engelberger „Ureinwohner" und „Zugewanderte" eine himmlische Bier-Idee und lancierten ein Protest-Bier "auf dem Weg zum Engelberger Klosterbräu". Eine Schar von Lausbuben heckte zusammen mit leicht ergrauten Schelmen einen Geheimplan aus: Ein echtes Engelberger Klosterbräu, gebraut mit reinstem Engelberger Quellwasser nach einem Spezialrezept. Gestartet wurde am 28. August 2009 mit einem medialen Paukenschlag und der Lancierung eines Protest-Biers, dessen Name noch am gleichen Tag auf Antrag der „Heineken Brouwerijen" in Amsterdam mit einer superprovisorischen Verfügung richterlich verboten wurde.
Beschlagnahmung durch Heineken
Die Bier-Idee mit dem "Bier vom Berg der (B)Engel" sorgte für weltweites Medienecho. Heineken liess nicht nur den genial-aufmüpfigen Namen verbieten, sondern erwirkte auch die Beschlagnahmung des Biers und der Gläser. Damit stach der holländische Goliath in ein Wespennest und entfachte eine riesige mediale Empörung über den Umgang des Bierkonzerns mit einem kleinen Engelberger Dorfverein. Die „Neue Luzerner Zeitung" berichtete am 29. August 2009 unter der Schlagzeile "Bierverein legt sich mit Heineken an" folgendes: "Der Verein Keineken will ein eigenes Bier brauen. Heineken geht das zu weit. Gestern beschlagnahmte die Polizei die Flaschen." Stolz verkündete Urs Knapp, Pressesprecher von Heineken Switzerland: „Das Kantonsgericht Obwalden hat dem Verein verboten, bei weiteren Aktionen den Namen Keineken zu verwenden." Das Gericht habe die Auffassung der Brauerei bestätigt, dass der Name „Keineken" ihre Markenrechte verletze.
Juristisches Hickhack
Der Beschlagnahmung des Biers ging ein juristisches Hickhack voraus zwischen einem Heer von Heineken-Anwälten und den Verantwortlichen des Engelberger Vereins. Heineken verlangte ultimativ nicht nur ein Ausschank- und Verkaufsverbot, sondern darüber hinaus auch noch den Rückzug des Markeneintragungsgesuches für „Keineken" beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum. Dort reichte der Verein hochoffiziell die Wort-Bild-Marke „Keineken" ein, also der Name kombiniert mit dem unverwechselbaren Logo. Über die Verzichtsverhandlungen orientierten die Heineken-Anwälte den zuständigen Obwaldner Gerichtspräsidenten nicht. Der Verein war nicht bereit, das Gesuch vorsorglich zurückzuziehen und klein beizugeben. Heineken reichte der vom Verein angebotene sofortige Ausschank- und Verkaufsverzicht nicht, da die holländische Konzernmutter auf stur schaltete und auf dem Rückzug des Markeneintragungsgesuches beharrte. Angesichts der von Heineken beschworenen existenziellen Bedrohung des Bier-Giganten durch die Engelberger Bieridee erliess der Gerichtspräsident wunschgemäss eine superprovisorische Verfügung mit einem Verbot des Namens und der Beschlagnahmung des Biers und der Gläser.
SoBli: „Heineken schäumt wegen Keineken"
Die von Heineken stolz verkündete Beschlagnahmung erwies sich dann als ein klassisches mediales Eigengoal, das in die Geschichte der Publizistik eingehen wird. Zwei Tage nach der Beschlagnahmung stürzte sich der "SonntagsBlick" auf das Thema und titelte prominent aufgemacht, unter einer Story über Barak Obama und Hillary Clinton: "Heineken schäumt wegen Keineken" und schrieb dazu: "Ein kleiner Obwaldner Verein bringt den Bierriesen Heineken ins Schwitzen. Die Holländer ziehen vor Gericht. Seit Freitag gibt es in der Schweiz eine neue Biermarke. Keineken heisst der Gerstensaft aus der Innerschweiz. Doch kaum auf dem Markt, sind sämtliche Flaschen schon beschlagnahmt – von der Polizei, mit richterlichem Beschluss. Auslöser der Aktion ist der holländische Bierriese Heineken. Der Grosskonzern schäumt ob des kleinen Vereins aus Engelberg OW. Und hat eine superprovisorische Verfügung bewirkt. «Heineken wirft uns vor, dass unsere Marke verwechselbare Ähnlichkeit mit ihrer habe», sagt Conrad Engler (54), Präsident des Vereins Keineken. Deshalb sind jetzt die zwei Garagen, in denen die Keineken-Flaschen lagern, verschlossen und versiegelt. Doch Engler und die anderen Vereinsmitglieder denken nicht ans Aufgeben. «Wir wissen, das wird ein Kampf wie David gegen Goliath», sagt Engler. «Aber wir wollen unsere Marke eintragen lassen und ziehen das Gesuch beim Institut für geistiges Eigentum nicht zurück.» Die Engelberger Bierfreunde sehen die Eigenständigkeit der einheimischen Bierkultur bedroht. Stein des Anstosses war besonders die Übernahme des Luzerner Biers Eichhof durch Heineken vor einem Jahr. Die Flasche mit den Teufelshörnern auf dem Etikett ist die Antwort aus Engelberg. "
David gegen Goliath
Am Montag, 30. August 2009, berichten fast alle Medien schweizweit über das Protest-Bier und die Reaktion von Heineken mit der Beschlagnahmung. Der Zürcher Tages Anzeiger schrieb unter dem Titel "Mit 1200 Flaschen Bier gegen Goliath Heineken" folgendes: "Zum Jahrestag der Übernahme des Luzerner Biers Eichhof durch Heineken hat ein Engelberger Verein ein Bier lanciert – dessen Namen prompt einen Eklat auslöst. Es ist ein Kampf wie David gegen Goliath: Der Engelberger Verein Keineken gegen den Bier-Giganten Heineken. Noch bevor das neu kreierte Bier am Samstag in Engelberg offiziell angezapft werden konnte, hatte die Polizei alle 80 Harassen – 1200 Flaschen – konfisziert. Conrad Engler, Präsident des Vereins Keineken, bestätigte am Montag entsprechende Medienberichte.
Und zwar, weil Heineken am Freitag, kurz nachdem der Verein die Lancierung des neuen Biers via Medien angekündigt hatte, mit juristischen Mitteln reagierte. Ein renommierter Luzerner Anwalt forderte den Verein auf, das Markeneintragungsgesuch für ihr Bier zurückzuziehen. «Darauf stiegen wir nicht ein», so Engler."
Weltweites Medienecho
Einen Tag später schwappte die Empörungswelle über die Schweizer Grenze und erreichte am 1. September 2009 die Niederlanden, Konzernsitz des Bierbrauers Heineken. Die meisten holländischen Medien berichteten ausführlich über ihren Goliath im Kampf gegen die Tellensöhne. Das „NRC Handeslblad" titelte: „Heineken duldt Zwitsers protestbier Keineken niet". Innert Stunden war der verbotene Name des Biers vom Berg der Bengel in ganz Holland ein Begriff. Das Vorgehen „ihres" Goliath Heineken gegen den kleinen Verein aus dem Alpenland löste bei den meisten Holländern Kopfschütteln bis Ablehnung aus.
Die weltweite Nachrichten-Agentur Associated Press griff den Streit auf und verbreitete folgende Meldung mit dem Titel "Heineken cracks down on tiny Swiss Keineken" über ihr Satellitennetz in alle News-Redaktionen der Welt: "Swiss police have seized 1,000 bottles of locally made «Keineken» beer after the Dutch beer giant Heineken NV complained its brand was being infringed. The name «Keineken» appears to be a pun in German meaning «No Heineken». A note on Keineken's Web site complains that foreign companies have «swallowed» all Switzerland's independent brewers. «Our name says it all: Keineken.»"
In fast allen Gegenden der Welt, in denen Heineken oder Carlsberg lokale oder nationale Brauereien übernommen hatte, nahmen die Medien das Thema auf, von Grossbritannien über Nord- und Südamerika bis Neuseeland.
„Antrinkete" unter polizeilicher Aufsicht
Unbeeindruckt vom Grossaufmarsch der Heineken-Anwälte und der Beschlagnahmung wurde auf die neue Engelberger Bier-Idee angestossen, scharf beobachtet von der Polizei, die das Bier durch eine Versiegelung der Garagen im Engelberger Oberzelgli beschlagnahmte. Eine Patrouille der Kantonspolizei kontrollierte auch das "Antrinken" vom 29. August 2009 vor Ort mit dem Befund, dass alles in Ordnung sei. Original-Zitat aus dem Polizei-Rapport: „Die Auflagen, kein Keineken-Bier auszuschenken oder anderweitig Werbung zu betreiben, wurde eingehalten. Anstelle von Keineken-Bier wurde Bier unter der Marke «Unser Bier» einer Brauerei in Basel angeboten." Und die Kantonspolizei Obwalden stellte ferner fest: „Die Verantwortlichen des Vereins Keineken benahmen sich gegenüber der Polizei sehr kooperativ und hielten sich an die Auflagen der superprovisorischen Verfügung des Kantonsgerichtspräsidenten."
Mit einem einfachen Lausbuben-Streich tricksten die (B)Engel die Heineken-Anwälte und ihr Verbot aus: Mit dickem schwarzem Filzstift wurde der verbotene Name übermalt, auch Leibchen und den zwei Meter hohen Fahnen. Der Verfügung wurde Genüge getan, der richterlich verbotene Name des Biers war nicht mehr präsent, nur noch eine eingeschwärzte Fläche. Die Engelberger Polizisten, deren Söhne und Kollegen mitprosteten oder schon als Fans eingeschrieben hatten, machten gute Miene zum bösen Spiel und winkten Fahnen und Leibchen durch. Der bemängelte Name war nirgends mehr zu finden, aber das freche Logo lebte wie Phönix aus der Asche in neuem Glanz auf.